Frauen*kampftag – jeden Tag!

Offener Brief an den Fachbereich 01 der Goethe Uni

Wir nehmen den 8. März, den Frauen*kampftag, zum Anlass die konsequente Durchsetzung antidiskriminierender Sprache und Geschlechtergerechtigkeit – auch im Jurastudium! – zu fordern.

Wir sind weiterhin viel zu häufig mit sexistischen Stereotypisierungen in Sachverhalten, einer geringen Repräsentanz von Frauen* in höheren Positionen, Heteronormativität, der Unsichtbarmachung queerer Personen und diskriminierender Sprache konfrontiert.

Die juristische Ausbildung zeichnet sich maßgeblich dadurch aus, ein Feingefühl für sprachliche Genauigkeit und eine Sensibilität für die kleinen feinen Unterschiede, die durch eine unterschiedliche Formulierung entstehen, zu entwickeln. Umso mehr irritiert es, dass es innerhalb der juristischen Fachwelt so wenig Bewusstsein für die Bedeutung gendergerechter und antidiskriminierender Sprache zu geben scheint.

Der juristische Fachbereich in Frankfurt ist einer der wenigen Fachbereiche, der in der Ausbildung Wert auf die Vermittlung von Kenntnissen in der Rechtsphilosophie, Rechtstheorie und Rechtsgeschichte legt und darauf (zu Recht) stolz ist – dies sollte sich jedoch auch in der alltäglichen Lehre und Forschung widerspiegeln. Denn Teil dieser Disziplinen ist es, gesellschaftliche Machtstrukturen, die im Recht festgeschrieben sind, sichtbar zu machen und zu analysieren. Das Recht ist ein menschengemachtes Produkt und somit ebenso Spiegel wie Gestaltungsinstrument der bestehenden Verhältnisse.

Sprache ist ein Werkzeug, mit dem wir die Gesellschaft nicht nur beschreiben, also Zustände reproduzieren, sondern auch aktiv gestalten und damit produzieren. Es braucht deshalb ein Bewusstsein für die performative Kraft der Sprache auch in der uniinternen Kommunikation, in Sachverhalten, Vorlesungen, Aufsätzen und Gesetzen. Dies ist gerade in einem Fach wie der Rechtswissenschaft, mit einem derart weitreichenden gesellschaftlichen Einfluss, unerlässlich.

Wir haben es satt, dass cis Frauen* in Sachverhalten stets nur in Beziehung zu männlich gelesenen Personen auftreten; sei es in einem Beschäftigungsverhältnis, in einer Liebesbeziehung oder in einem sonstigen Machtgefälle (und trans Frauen* erst gar nicht vorkommen).

Geht es um einen Sekretär, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass ein wertvolles Möbelstück gemeint ist, als dass es sich um eine männliche Bürokraft handelt. Wir haben es satt, dass Frauen* als schwach, hysterisch oder in der Rolle der eifersüchtigen Giftmörderin dargestellt werden und stets deutsch gelesene Namen tragen – außer es ist eine Putzkraft.

Wir fordern die Sichtbarmachung von queeren Personen und Beziehungsformen in Sachverhalten und die Verwendung antidiskriminierender Sprache. Wir fordern die Darstellung von Frauen* als Chefinnen*, Unternehmerinnen* und Baggerfahrerinnen* und diese Frauen* heißen nicht nur Frederike, sondern ebenso Sibel und Noah.

der arbeitskreis kritischer jurist*innen frankfurt